ÖH-Vorsitzende Hanger sieht Erfolg in 24-ECTS-Punkte-Hürde

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Die grünen Studierenden zeigen sich enttäuscht, die Hürde sei “sozial selektiv”. Die sozialistischen Studierenden orten eine “unwürdige Law-and-Order-Mentalität”

Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP) will eine ECTS-Pflicht im Studienrecht verankern, das Gesetz geht demnächst in Begutachtung.

Die türkis-grüne Novelle des Universitätsgesetzes sieht eine Mindeststudienleistung von 24 ECTS-Punkten binnen der ersten vier Semester eines Bachelor- oder Diplomstudiums vor. Einen entsprechenden Bericht des STANDARD hat das Wissenschaftsministerium am Mittwoch offiziell bestätigt. Wer die 24 ECTS-Punkte binnen zwei Jahren nicht erreicht, darf sein Studium nicht weiterbetreiben, die Zulassung erlischt. Gelten soll die Verschärfung für Studienanfänger ab dem Wintersemester 2021.

ÖH-Chefin: “Nicht unerheblicher Erfolg”

Sabine Hanger, Vorsitzende der Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) von der ÖVP-nahen Aktionsgemeinschaft, spricht sich in einer Aussendung gegen die Einführung einer solchen Mindeststudienleistung aus. Gleichwohl sieht sie einen “nicht unerheblichen Erfolg” darin, dass die ursprünglich geplante Hürde von 16 ECTS-Punkten pro Jahr nun nicht so hoch ausfällt. Hanger erklärt, sie freue sich, “dass unsere Bedenken vor allem hinsichtlich jener Studierender mit Doppelbelastungen gehört und ernst genommen wurden”. In einem offenen Brief fordert die ÖH-Chefin Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP) aber dazu auf, die rigiden Konsequenzen eines Verfehlens der Mindeststudienleistung – Exmatrikulation und Sperre für das Studium – nochmals zu überdenken. Sie moniert zudem, dass an den österreichischen Unis der tatsächliche Aufwand für ECTS-Punkte sehr ungleichmäßig sei, hier bedürfe es jedenfalls einer Harmonisierung.

Grüne Studierende enttäuscht

Die grüne Studierendenorganisation Gras zeigt sich über die Pläne der türkis-grünen Regierung enttäuscht: “Diese Novelle wäre die Chance gewesen, Politik mit Vision zu machen und den brennenden Fragen im Hochschulwesen endlich zu begegnen. Stattdessen enthält der Entwurf nur einzelne Änderungen, die außerdem mehrheitlich schlecht für Studierende sind.” Die Verpflichtung zu einer Mindeststudienleistung sei “sozial selektiv und gerade jetzt ein falsches Signal an die Studierenden, die aktuell mit genug Problemen zu kämpfen haben”, sagt Gras-Aktivistin Keya Baier. Die Abwendung der jährlichen 16-ECTS-Punkte-Hürde sei aber immerhin gelungen. Baier begrüßt zudem, dass keine Beschränkung von Mehrfachinskriptionen oder Reduktion von Prüfungsantritten kommen wird, wiewohl dadurch nur der Status quo erhalten werde. Den geplanten Kompetenzverlust der Senate kritisiert die grünen Studierendenvertreterin scharf: “Das ist eine Entdemokratisierung von Universitäten.”

VSStÖ hält ECTS-Pflicht für verfehlt

Der Verband sozialistischer Student_innen (VSStÖ) hält die Pläne der Regierung für verfehlt. “Wer erwachsene Menschen, die sich in der höchsten Bildungseinrichtung des österreichischen Bildungssystems befinden, zu einer verpflichtenden Mindestleistung zwingen will, zeigt damit eine Law-and-Order-Mentalität gegen Studierende, die der österreichischen Hochschulpolitik unwürdig ist”, sagt die VSStÖ-Chefin Dora Jandl. Zusätzlicher Leistungsdruck per ECTS-Hürde sei laut VSStÖ der falsche Weg, denn Studierende seien durch die Kombination aus Studium und Erwerbstätigkeit ohnedies eingespannt, die Coronakrise habe die Belastung noch weiter verschärft.

Source- derstandard.at